Pflegeanalyse 2024
Der gesellschaftliche Wandel in Deutschland bringt in den kommenden Jahren auch für die Stadt Rodgau einige Herausforderungen mit.
Um zu erfahren, wie gut die Stadt Rodgau auf die Versorgung einer älterwerdenden Gesellschaft vorbereitet ist und welche Strukturen noch fehlen, wurde im Zeitraum von August bis November 2024 eine Bedarfs- und Bestandanalyse durchgeführt.
Die Ergebnisse finden Sie hier:
Herausforderungen der Zukunft
Der gesellschaftliche Wandel in Deutschland bringt in den kommenden Jahren auch für die Stadt Rodgau einige Herausforderungen mit:
• Steigender Anteil älterer Menschen: bis 2040 ist jeder vierte Rodgauer bzw. jede vierte Rodgauerin über 65 Jahre alt, knapp zehn Prozent sind dann sogar über 80 Jahre
• Zunahme chronischer und komplexer Erkrankungen
• Zunehmender sozialer Unterstützungsbedarf, bei steigender räumlicher Distanz zwischen Eltern und Kindern
• Zunahme der Einpersonenhaushalte; jede zweite Frau und jeder vierte Mann über 75 Jahren lebt in Deutschland allein
• Höheres Risiko für Einsamkeit und soziale Isolation im Alter, steigendes Armutsrisiko
• Steigende Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund (Armutsrisiko, Ressourcen beim Aufsuchen von Unterstützungsbedarf, andere soziale Netzwerke)
• 23,4 % der über 74-Jährigen im Landkreis Offenbach sind pflegebedürftig, davon werden 59 % allein durch Angehörige gepflegt (ohne Pflegedienst), 17,0 % leben im Pflegeheim)
• Mit steigendem Alter nimmt die Versorgung im Pflegeheim zu: 20 % bei den 85-89-Jährigen vs. 31 % bei den ≥ 90-Jährigen
Die Ergebnisse
Im ersten Schritt wurden soziodemographische Daten und Versorgungsdaten analysiert. Anschließend folgten Einzelinterviews mit ambulanten Pflegediensten, stationären Pflegeeinrichtungen, Tagespflegeeinrichtungen, der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., der Bürgerhilfe Rodgau e. V., dem Fachbereich Soziale Dienste der Stadt Rodgau, der Gemeindepflegerin sowie mit einer Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern.
Die wichtigsten Analyseergebnisse sind (ggf. in aufklappbaren Reitern darstellen):
• Hausärztlich Versorgung: befriedigend bis ausreichend
Aufnahmestopp in vielen Hausarztpraxen, fehlende Barrierefreiheit in den Praxisräumlichkeiten, kaum Haus- und Heimbesuche
• Fachärztliche Versorgung: nicht ausreichend
lange Wartezeiten auf Facharzttermine; so gut wie keine Haus- und Heimbesuche (v. a. HNO- und Augenärzte), fehlende Facharztgruppen (Urologie, Augenheilkunde), zu wenige Kapazitäten bei vorhandenen Facharztgruppen Neurologie, Dermatologie, Kardiologie, Diabetologie, Kinder- und Jugendmedizin, HNO, Psychiatrie, Venerologie
• Therapeutische Versorgung: nicht ausreichend
es fehlt überall an Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logotherapeuten (v. a. für Haus- und Heimbesuche) und Psychotherapeuten sowie an einer ambulanten Rehaeinrichtung, OP-Nachsorge kritisch
• Ambulante pflegerische Versorgung: insgesamt gut
freie Kapazitäten unterscheiden sich je nach Pflegedienst, Wundversorgung wird meistens nur für Bestandskunden angeboten
• Stationäre pflegerische Versorgung: insgesamt gut
Ein weiteres Pflegeheim empfehlenswert, aber schon jetzt zu wenig Personal, um alle vorhandenen Betten belegen zu können, mehr Kapazitäten für Kurzzeitpflege notwendig (v. a. zu Urlaubszeit und nach Krankenhausaufenthalt)
• Tagespflege: unterschiedliche Bewertungen
Häufig ein Kostenproblem für Angehörige, oft zu kurze Öffnungszeiten, um Arbeitszeiten der Angehörigen abzudecken
• Entlassmanagement wird klinikübergreifend als nicht optimal bewertet
• Versorgung älterer Menschen allgemein: gut bis befriedigend
Vereinsamung ist Thema, kaum bezahlbare, barrierefreie Wohnungen, eingeschränkte Mobilität
• Wohnen im Alter: es gibt stadtweit knapp 100 Wohnungen für seniorengerechtes Wohnen mit zu buchbaren Serviceleistungen. Alle Einrichtungen haben lange Wartezeiten, sodass weitere Angebote empfehlenswert sind
Was braucht es?
Was braucht es?
• Haus- und Fachärzte, v. a. Heim- und Hausbesuche, barrierefreie Praxen
• Physio-, Logo- und Ergotherapieangebote, v. a. Heim- und Hausbesuche
• zukünftig mehr stationäre Pflegeplätze und mehr Pflegepersonal
• weitere alternative Wohnkonzepte, z. B. Wohnen im Quartier, betreutes Wohnen, betreutes Wohnen zuhause, haushaltsnahe Dienstleistungen, Mehrgenerationenhäuser, Nachbarschaftshilfe
• bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum mit guter öffentlicher Anbindung
• bezahlbare Tagespflege mit ausreichend Öffnungszeiten
• niedrigschwellige, aufsuchende Sozialarbeit - Gemeindeschwester ausbauen
• Angebote gegen Einsamkeit / Mobilität verbessern / Senioren einbeziehen
Die Ergebnisse wurden im Gesundheitsforum und in der AG Gesund Altern vorgestellt und bereits erste To Dos abgeleitet.
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Hier finden Sie das PDF mit den wichtigsten Ergebnissen der Versorgungsanalyse "Gesund Altern" 2024 .
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